Der Waschmaschinen-Super-GAU ist passiert: ein Kleidungsstück aus Wolle ist versehentlich in die heiße Wäsche geraten oder ihr habt sogar in geistiger Umnachtung die gesamte Wollwäsche bei 60 Grad gewaschen. Jetzt ist Schadensbegrenzung angesagt.

Eingelaufene Wollsachen

Durch das Internet geistern verschiedene Zaubermethoden, wie man eingelaufene Wollsachen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen kann. Astrid hat vor ein paar Monaten eine ganze Ladung neuer Wollsachen bei 60 Grad gewaschen (schnief!) und die einzelnen Methoden für euch ausgiebig getestet. Daher folgt hier jetzt der Erfahrungsbericht:

Zaubermethode 1: Ziehen, Ziehen, Ziehen!

Ihr holt das Wollteil aus der Maschine und das Herz rutscht euch in die Hose: ihr habt eine Miniaturversion dessen, was ihr reingesteckt habt, in der Hand. Aber es ist noch feucht und jetzt könnt ihr versuchen, das Kleidungsstück wieder in Form zu ziehen. Zieht kräftig, aber trotzdem mit Gefühl, denn ihr wollt es ja schließlich nicht in Stücke reißen.

Manche Teile schrumpfen bei einer 40-Grad-Wäsche nur ein bisschen zusammen, so kann man mit Glück noch etwas retten oder notfalls dem jüngeren Kind anziehen.

Es war doch eine 60-Grad-Wäsche? Dann haltet ihr jetzt wahrscheinlich sehr kleine, aber umso dickere, verfilzte Teile in der Hand. Zeit, um zu zaubern:

Zaubermethode 2: Haarspülung

Many Months Hosen

Das Kleidungsstück wird in handwarmes Wasser gelegt und pro Liter Wasser ein Teelöffel Haarspülung hinzugefügt. Die Spülung soll jetzt mindestens eine halbe Stunde auf die Fasern einwirken und sie wieder geschmeidig machen. Danach sollt ihr vorsichtig ziehen.

Aber hey, Moment mal. Ihr habt doch schon gezogen? Und es ist nicht viel passiert? Dann wird jetzt leider auch nicht viel passieren. Liebe Haarspülungsindustrie, es war ein schöner Versuch, uns noch mehr von dem Zeug kaufen zu lassen, aber für die Wollsachen taugt es leider gar nicht.

Aber es gibt ja noch:

Zaubermethode 3: Weiße Bohnen

Weiße Bohnen

Diese Methode ist ein bisschen aufwändiger und daher umso erfolgsversprechender. Eine Packung weiße Bohnen wird für mindestens 24 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht und das  Kleidungsstück anschließend in den Sud der Bohnen gelegt. Das  Ganze lasst ihr ein paar Stunden einwirken, danach wird das Kleidungsstück in der Maschine gewaschen um den Bohnengeruch zu entfernen und schließlich soll das feuchte Teil in Form gezogen werden. Der letzte Schritt kommt euch auch wieder bekannt vor, oder? Und was macht der Sud aus weißen Bohnen? Richtig ist: nix! 

Auch das Fazit zu dieser Methode lautet: es ist reine Zeit- und Geldverschwendung. Ob da jetzt die Weiße-Bohnen-Lobby am Werk war? Tut denen einen Gefallen und kocht euch lieber eine Bohnensuppe und seid gespannt auf:

Zaubermethode 4: Essig & Gefrierfach

Astrids eingelaufener Pullover

Das Kleidungsstück soll mit Essig gewaschen und dann getrocknet werden. Wenn es trocken ist, wird es in einer Wasser-Essig-Mischung im Verhältnis 2:1 für eine halbe Stunde eingeweicht, danach in ein Handtuch gerollt und schließlich in einer Plastiktüte für 24 Stunden in das Gefrierfach gesteckt.  Nach dem Auftauen sollte es wieder in seine ursprüngliche Form gezogen werden können. Klingt toll? Astrid hat für euch auch die Methode getestet. Ihre Wirksamkeit auf einer Skala von 1 bis 10: NULL!

Es ist hart. Ihr habt vielleicht ein paar Tränen verdrückt, denn Wollsachen sind teuer und schlimmstenfalls habt ihr sogar lange an dem Teil gestrickt oder gehäkelt. Fakt ist aber, es gibt keinen Zaubertrick, um völlig Verfilztes wieder in seine ursprüngliche Größe zurück zu verwandeln. Darum müsst ihr jetzt wirklich zaubern:

Zaubermethode 5: Upcycling!

Pullunder aus Pullover

Ihr kennt den Hashtag #nähenistwiezaubernkönnen? Tatsächlich ist Nähen jetzt das Letzte, was euren Sachen noch ein zweites Leben einhauchen kann. Und mit etwas Geschick sogar ein sehr schönes zweites Leben! Ihr könnt aus einem eingelaufenen Kleidungsstück einen Wärmflaschenbezug, einen Kissenbezug oder ein Paar Fäustlinge nähen. Oder ihr schneidet aus dem verfilzten Stoff Patches aus, die ihr als Ellenbogenschoner auf ein anderes Kleidungsstück aufnähen könnt. Oder aber ihr macht Aufnäher und  verwendet sie bestickt zur Verzierung oder zum Flicken kaputter Kleidung. Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, werdet kreativ!

Aus einem geschrumpften Pullover von Astrids Sohn habe ich einen Pullunder für meinen Sohn genäht. Als Muster diente mir ein gut sitzendes Leibchen von ihm, an dessen Maßen ich mich orientiert habe.

Da der Wollstoff so steif und verfilzt ist wie Wollwalk, hätte man ihn nicht mehr über den Kopf ziehen können. Ich habe also eine Seite und eine Schulter aufgeschnitten, um dort Knopfleisten anzubringen. Dafür habe ich den ganzen Pullunder an den offenen Kanten mit einer sehr dünnen Häkelnadel mit Wolle umhäkelt und an den Kanten noch ein paar Reihen feste Maschen drangehäkelt, auf denen die Knöpfe festgenäht sind. Die Knopflöcher habe ich einfach in das Gewebe eingeschnitten. Da der Stoff so fest verfilzt ist, mussten die Löcher nicht extra umnäht werden. Nach zwei Stunden war der kleine Pullunder fertig und wärmt jetzt im Herbst wunderbar.

Angehäkelte Knopfleiste

Wenn ihr noch mehr Inspiration braucht, dann schaut auch auf unserem Pinterestboard Wollsachenupcycling:

Ihr könnt leider gar nicht nähen? Dann bleibt euch nur noch die:

Zaubermethode 6: Erfreut eure Puppen!

Franz in Many Months

Die Klamotten haben nach dem Waschen Puppengröße? Dann zieht sie euren Puppen an! So sind sie auch noch zu etwas nützlich und mal ehrlich, so eine Puppe sieht in Wollsachen doch voll niedlich aus, oder?!

Passt auf beim Waschen! Liebe Grüße, Anne

 

 

Kommentare (3)
  • Schirm
    Sehr gute Hinweise und eine gelungene Desillusionierung, dann brauche ich dem ganzen Klamauk im Internetz nicht zu folgen. Ich bin gerade mit den löchrigen, extrem fadenscheinigen und laufmaschigen Wollsachen der Kinder einer Freundin eingestiegen und habe tatsächlich absichtlich, um die Teile (Größe 152) noch zu retten, einige auf 40 Grad (die noch gingen) und ein Teil auf 60 Grad gewaschen. Die Sachen passen perfekt meiner 3-jährigen (Größe 104). Die lange jetzt eingelaufene Hose passt meiner 6 Monate alten Tochter (Größe 74). Ich habe aber ordentlich noch gezogen, wie empfohlen: erst in die Breite dann in die Länge. Ich bin sehr begeistert von Euch. Danke.
  • Kerstin
    Hallo, als großer Walk-Fan stoße ich auch immer wieder auf irgendwelche "Methoden" und denke mir dann nur "Oh man, das kann doch nicht funktionieren". Finde es toll, dass ihr es getestet habt. Fühle mich jetzt bestätigt. Grüße Kerstin
  • Katja
    Es ist klar, dass je höher die Temperatur beim Falschwaschen war, es umso heikler ist, die Sachen wieder auf tragbare Grösse zu bringen. Dennoch erlaube ich mir, Ihnen zu widersprechen. Der Bohnen-Sud klappt sehr wohl! Aber eben, Betonung auf SUD! Sud---sieden---kochen. Spätestens jetzt müsste eigentlich jedem/-r klar sein, dass man eben einen Bohnen-Sud nur erhalten kann, indem man die Bohnen nach dem 24-stündigen Quellen im selben Wasser noch kochen=sieden lässt. Da die Bohnen aber mit einem Teil des Wasser vollgesaugt sind, muss nochmals zusätzlich Wasser zugefügt werden, damit man anschliessend genügend Flüssigkeit hat, um die Wollwäsche inzulegen. Nach dem Kochen (=Sieden) das Kochwasser= Sud (aha!) erkalten(!) lassen und das Kleidungsstück aus Wolle für 24 Stunden darin einlegen. Die Proteine aus dem Bohnen-Sud sorgen dafür, dass man die Wollfasern durch sorgfältiges Auseinanderziehen wieder lösen kann. Danach folgt ein Spülgang mit Weichspüler in der Waschmaschine. Der Bohnen-Sud war übrigens ein Rat meiner Grossmutter, aber schon lange vor Zeiten des Internets. Auch mit Essig oder Haarspülung funktioniert die Sache in der Regel. Ich habe alle Varianten schon angewendet und Erfolg gehabt. Aber eben, je höher die falsche Wasch-Temperatur, umso schwieriger.

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