Alle, die schon mal einen Strandspaziergang gemacht haben, sind wohl schon - neben Muscheln und Seegras -  über Plastikmüll am Strand gestolpert. Die zunehmende Verschmutzung der Meere ist ein trauriger Fakt, umso wichtiger ist die Umweltbildung schon bei Kindern. Ganz spielerisch geht das mit dem Strandgutquartett - ein Spiel das nicht nur Spaß bringt, sondern nebenher auch für Umweltthemen sensibilisieren und aufklären möchte. Hier erzählt euch Gesa, die das Spiel entwickelt hat, wie sie auf die Idee gekommen ist und wie das Quartett mit Hilfe von Crowdfunding nachhaltig produziert wurde:

Glühbirne, Plastiktüte, Kühlschrank oder Gummistiefel - 
Was haben diese Dinge gemeinsam? Man findet sie, wo sie nicht hingehören - am Strand.
Doch handelt es sich um einen Schatz oder schlicht um Müll? Was passiert mit den Fundstücken in der maritimen Umgebung und handelt es sich nicht auch um wertvolle Rohstoffe, die recycelt werden können?

Strandmüll

Schon lange bin ich in meiner Freizeit und für verschiedene Vereine in der Umweltbildung an und auf der Nordsee unterwegs. Dabei werde ich zwangsläufig immer wieder mit dem Thema Verschmutzung der Meere (und natürlich nicht nur der Meere, sondern unserer ganzen Umwelt) konfrontiert. Einmal aufmerksam geworden, lässt sich das Thema nicht mehr ausblenden, ein entspannter Strandspaziergang ohne Mülltüte und ständiges Bücken sind unmöglich geworden. Er ist überall, dieser Müll!
Ein leidiges Thema, dass mich aber auch antreibt, Emotionen und Energie freisetzt und Austausch mit anderen anregt. „Ach, sammeln Sie auch Steine?“, bin ich mal auf Helgoland am Strand gefragt worden. „Nein, Müll!“, antworte ich. Wenn alle ein bisschen Müll statt Muscheln und Steinen sammeln würden, wäre viel getan.

Gesa am Strand

Gleichzeitig bin ich Gestalterin, habe Spiel- und Lerndesign in Halle studiert und mich mit Vermittlung beschäftigt. Dabei stelle ich mir zwangsläufig die Frage, ob es wirklich noch mehr Spielzeug braucht.

Und birgt nicht das Spiel und der spielerische Prozess ein unheimliches Potenzial für Impulse, Kreativität und Bildung?
Aus all diesen Fragen und der Kombination meiner Leidenschaften Spielgestaltung und Umweltbildung entstand dann vor einiger Zeit das Strandgut-Quartett.

Strandgut-Quartett

Dieses Strandgut-Quartett besteht aus 37 Spielkarten (es gibt eine spontan entstandene Corona-Sonderkarte), mit denen sich mindestens zwei verschiedene Arten des Quartett-Spiels spielen lassen.
Unterteilt sind die Karten in Vierer-Material-Sets (Keramik, Textil, Metall, Glas, Gummi, Papier und natürlich sehr viel Plastik) und verglichen wird in den Kategorien Nutzungsdauer, Fundhäufigkeit, Zersetzungsdauer, Recyclingfähigkeit, Gefahr für Lebenwesen und Kuriosität (man findet wirklich kuriose Dinge am Strand!).
Auf jeder Karte gibt es außerdem eine kleine Zusatzinformationen zum jeweiligen Produkt, die aber für den Spielfluss nicht relevant ist.

Quartett im Sand

Die Resonanz auf den Entwurf war super, das Projekt ist sogar für einen Designpreis nominiert worden, aber mir fehlten neben dem Studium Zeit und Muße, mich um den Druck und die Finanzierung des Quartetts zu kümmern. Zu viele ungeklärte Fragen und Sorgen standen im Raum.
Wie hoch sollte die Auflage werden, damit sich ein Druck überhaupt lohnt? Zwar sinkt mit steigender Auflage der Einzelpreis, die Gesamtsummer aber wird trotzdem immer höher.
Letztes Jahr dann kamen die entscheidenden Impulse und ich entschied mich, die Sache nochmal in Angriff zu nehmen. Ein Crowdfunding über die Plattform Ecocrowd, die nur nachhaltige Projekte unterstützen, schien mir dabei als geeignetes Mittel.
Und schwupps, war ich mitten drin!
War es die letzten Wochen mein Ziel gewesen das Crowdfunding zu starten, stellte sich nun schnell heraus, dass das eigentlich erst der Anfang des ganzen Abenteuers war!
Dank der großartigen Unterstützung von so Vielen konnte ich dann im Herbst endlich die Kartenspiele in Druck geben.

Apropos Druckerei. Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Suche nach einer Druckerei schon alleine als so abenteuerlich herausstellen würde.
Die ersten großen Spielkartendruckereien, bei denen ich angefragt hatte, konnten alle keine plastikfreien Kartenspiele produzieren! Ohne die Kartenstapel zu folieren, kann die Maschine die Stapel nicht weiterverarbeiten. Ist das nicht verrückt?
Nachdem dann die kleine Umweltdruckerei, die ich ausfindig machen konnte und bei der ich also drucken lassen wollte, Corona zum Opfer gefallen war, hab ich zum Glück einen super guten und genauso umweltverträglichen Ersatz gefunden.

Quartett in der Druckerei

Und pünktlich vor Weihnachten kamen dann die zwei Paletten mit 3000 druckfrischen Strandgut-Quartetten aus der Druckerei! Nun hieß es packen, beschriften, kleben, Danke-Karten schreiben, damit alle meine großartigen Unterstützerlein ihre Bestellungen auch pünktlich unter den Weihnachtsbaum geliefert bekommen konnten.

Für mich ging dann mit dem Ende des Jahres 2020 auch der erste Teil dieser aufregenden Reise zuende.
Mit vielen neuen Erfahrungen, Kenntnissen und einem großen Stapel Quartettschachteln im Gepäck geht für mich nun mit der nächste Etappe weiter auf dem Weg zu einer besseren, müllfreieren und verspielteren Welt!

Hier geht es zum Strandgutquartett im Räubersachenshop



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