"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen." (Astrid Lindgren) oder Gedanken zum Jahreswechsel



Das neue Jahr ist noch blutjung. Den ersten Tagen liegt für mich persönlich immer ein ganz besonderer Zauber inne. Das alte Jahr ist noch nicht ganz vergangen und mit dem neuen Datum ist das neue Kalenderjahr vielleicht auf dem Papier greifbar und Realität geworden, aber der Kopf und die Gedanken kommen nur schwerlich hinterher. Deshalb spule ich jetzt mal kurz zurück. Zurück zu der Zeit, die für mich etwas unerklärlich Magisches innehat.

Jedes Jahr fiebere ich den Tagen zwischen den Jahren entgegen. Mehr noch als auf Weihnachten freue ich mich auf die Zeit danach, wenn sich das Jahr dem Ende neigt und das Neue schon neugierig um die Ecke schaut. In diesen Tagen scheint sich die Welt ein wenig langsamer zu bewegen. Die Feiertage liegen hinter uns und meistens wir kommen erst jetzt ganz zur Ruhe. Wir können uns, wie man so schön sagt, sammeln.

Dank der Flut an Jahresrückblicken durch die mediale Welt kommt man also gar nicht drum herum, die eigenen Gedanken über das vergangene Jahr schweifen zu lassen und zu resümieren. Es scheint ein natürlicher Drang zu sein, sich gedanklich von dem alten Jahr zu verabschieden und mit frischem, klaren Geist in ein neues Jahr zu starten.

Denke ich an 2018 zurück, fehlen mir immer wieder die passenden Worte. Viel zu sehr stand das Jahr im Zeichen der Bewegung. Bis zum Schluss hielt es mich und viele andere auf Trab und hat uns auf eine abenteuerliche Reise zwischen sämtliche Gefühls- und Erfahrungswelten geschickt. Das Jahr war herausfordernd und schön! All das Geschehene einzuordnen und zu deuten ist ein Prozess, der mit einem bloßen Jahreswechsel nicht vollendet ist. Dennoch hilft der Wechsel der Jahre, um symbolisch alle Geschichten des Jahres einmal ruhen zu lassen und nach vorn zu blicken.

Während ich daran glaube, dass es kein gesetztes Datum für Neuanfänge geben muss, weckt der Beginn eines neuen Jahres immer eine große Neugier auf das, was da wohl kommen mag. Ein Teil von mir lässt dabei die Dinge ganz entspannt auf sich zukommen, während der andere schon eine Liste mit guten Vorsätzen schreibt.

Kaum angekommen im neuen Jahr stelle ich mir folgende Frage immer noch: Was sind eigentlich gute Vorsätze und brauchen wir sie überhaupt? Oftmals scheinen sie spätestens zur Jahreshälfte der Vergangenheit anzugehören und allzu oft wird das Nichteinhalten solcher Vorhaben als persönliche Niederlage begriffen. In einer Welt, die die Individuen immer mehr auf Selbstoptimierung trimmt, frage ich mich dann, ob es nicht noch mehr zusätzlichen Druck erzeugt, wenn man sich zu Jahresbeginn feierlich die guten Vorsätze hinters Ohr schreibt - ganz nach dem Motto: "Dieses Jahr ziehe ich das aber auch endlich mal durch". "Scheitern" wir dann, sind wir enttäuscht. Doch ist nichts verloren, wenn wir beispielsweise in alte Verhaltensmuster fallen, uns wieder vom Yogakurs abmelden und dem quengelndem Kind an der Kasse doch die Packung Gummibärchen kaufen. Das alles ist wunderbar normal und zeigt uns vielmehr auf, was uns vielleicht wirklich gut tut.

Wenn ich mir beispielsweise vornehme achtsamer und nachhaltiger zu handeln, das dann aber in Stress ausartet, muss ich nochmal einen Schritt zurückgehen und innehalten. Ich bin gefordert zu überlegen wo genau das Ungleichgewicht entsteht, wenn das Vorhaben diese Werte zu leben, mich abermals unter Druck setzt. Vielleicht geht es einigen unter euch auch so. Oft kann ich es an mir selbst beobachten: ich bewundere Menschen, die einen neuen anderen Weg gehen, sei es in punkto achtsamem Familienleben, Nachhaltigkeit im Alltag oder Kreativität und Selbstfürsorge. Oft fühle ich mich inspiriert und nicht isoliert, sondern als Teil einer Bewegung, einer Gemeinschaft. Alternativen zu althergebrachten oder herkömmlichen Wegen zu leben ist ein Wagnis und dennoch unheimlich spannend. Denn genau hier wächst man über sich hinaus, schaut über den Tellerrand und macht eine sich lohnenswerte Entwicklung durch. Das ist am Ende viel mehr Wert als ein gesetzter Vorsatz, der an der Oberfläche kratzt, vielleicht ein Bild erfüllt aber nicht nach dem Wofür oder Warum fragt. Und genau hier liegt der bekannte springende Punkt.Was und wer möchte ich sein und warum? Was möchte ich anderen, zum Beispiel meinen Kindern mit auf den Weg geben und vorleben. Das alles herauszufinden und dann in die Tat umzusetzen, braucht Zeit, die nicht an ein bestimmtes Datum oder einen bestimmten Moment gekoppelt ist, sondern an unsere individuellen Bedürfnisse. Sich dessen bewusst zu werden entfacht ein befreiendes Gefühl, ganz ohne Druck und Stress.
(Übrigens ist weniger Stress laut einer aktuellen Umfrage der größte Wunsch der Deutschen für eben dieses neue Jahr 2019.)

Dafür brauchen wir keine großen Ziele die wir mit noch größeren, kräftezehrenden Schritten verfolgen. Meist sind es doch die kleinen Schritte, schöne Begegnungen und Augenblicke, die wir mit anderen teilen dürfen, spontane Glücksmomente und gute Gespräche, die uns ein gutes Stück auf dem Weg begleiten und die nötige Portion Licht und Leichtigkeit in herausfordernden Momenten für uns parat haben.

Wenn wir uns einfach zugestehen, unser Selbst mit all seinen Ecken und Kanten zu leben und zu akzeptieren, liebe Menschen um uns herum versammeln und uns einfach öfter mal entspannt zurücklehnen und uns ganz dem Moment hingeben, braucht es kein „höher, schneller, weiter“ und 2019 wird ein gutes Jahr.



Liebe Räubergrüße von Heidi*

*PS Wer ist eigentlich Heidi? Ganz richtig. Ich habe mich mal eben ganz still und heimlich zur Räuberbande dazugesellt. Ich lebe in Halle und bin Mutter von 2 Kindern, wobei eines grad noch munter unter meinem Herzen strampelt und sich schon ganz bald auf den Weg zu uns machen wird. Aus Begeisterung für die Sache, teile ich ab und zu meine Gedanken auf den Social Media Kanälen von Räubersachen und schmiede, mit Unterstützung aller Räuber, große und kleine Pläne für die Zukunft.

Ich freue mich auf all das was kommt und vor allem auf euch!

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