Vor zwei Jahren habe ich hier schon einmal einen Blogartikel über das Färben von Wolle-Seide mit Avocado und grünen Walnussschalen geschrieben. Damals habe ich naturfarbene Bodys überfärbt, die wir aus der Vermietung nehmen mussten, weil sie Stuhlflecken (ja, sowas kommt bei der Vermietung von Babysachen halt auch vor…) hatten, die nicht mehr rausgingen. Die Flecken waren damals nach dem Färben nicht mehr zu sehen und inzwischen habe ich auch andere Flecken überfärbt und berichte euch hier über meine (!) Erfahrungen mit Färbekraft und Haltbarkeit beim Färben von Wollsachen mit Avocado und Walnuss.

Gebeizt habe ich die Sachen vorher übrigens nie, sondern sowohl aus den Avocadoschalen und –kernen als auch aus den grünen Walnussschalen einfach einen Färbesud gekocht und die Wollsachen nach dem Abseihen für jeweils ungefähr eine Stunde bei 60 Grad gefärbt (die Einzelheiten findet ihr im oben verlinkten Blogartikel).


Mit grünen Walnussschalen gefärbte Sachen

Flecken überfärben

Es gibt ja verschiedene Arten von Flecken, die aus Wollsachen schwer herauszukriegen sind und die unterschiedliche Ursachen haben. Bei einer Temperatur von 60 Grad im Färbebad habe ich Flecken von Stuhl und Essen, die vorher beim Waschen nicht verschwanden, wunderbar überfärben können, so dass der Stoff danach einheitlich durchgefärbt und die Flecken nicht mehr sichtbar waren. Ob das allein an der Färbekraft der Naturmaterialien lag oder aber auch an der hohen Färbetemperatur, die die Flecken möglicherweise gelöst hat (und von der bei normaler Wollwäsche dringend abzuraten ist), kann ich gar nicht sagen – aber es ist ja das Ergebnis, das zählt ;) .

Das roséfarbene Oberteil auf dem Bild unten hatte vor dem Färben mit Avocado ganz viele rötliche Flecken, weil es über Nacht mit einem anderen stark ausblutenden Kleidungsstück eingeweicht war. Auch diese Flecken waren nach dem Färben nicht mehr zu sehen, obwohl sie beim vorherigen Waschen nicht rausgegangen waren. Hier kommt dem Färbeergebnis aber wahrscheinlich auch zugute, dass Flecken und Färbesud aus der gleichen Farbfamilie kamen…

Oberteil mit Avocado gefärbt
Die grauen Bündchen sind übrigens erst nach dem Färben zum Mitwachsen angenäht ;)

 

Kein gleichmäßiges Färbeergebnis habe ich auf einem ehemals grau-weiß gestreiften und mit Walnuss überfärbten Schlüttli erzielt, das am Halsbereich Flecken hatte. Diese Flecken wurden in der Räubersachen-Wäscherei ganz gründlich mit einem Fleckenmittel aus Gallseife behandelt. Das hatte die hartnäckigen Flecken leider nicht sehr beeindruckt, dafür war der Stoff an den vorher mit Gallseife bearbeiteten Stellen aber besonders empfänglich für die Farbe. Das Braun von den Walnussschalen hat eine wirklich schöne Intensität, aber im Halsbereich eben noch ein bisschen mehr… Trotzdem war es mir den Färbeversuch wert, denn dunkelbraune Flecken auf braun sehen allemal besser aus als gelbliche Flecken auf weiß ;) und das Schlüttli wird hier gerne getragen.

Mit grünen Walnusschalen gefärbt
Die originalen Perlmuttknöpfe des Schlüttli habe ich nach dem Färben durch Holzknöpfe ersetzt

Farbige Sachen überfärben

Bevor ich mich mit Naturfarben an Wollsachen herangetraut habe, hatte ich schon mal ein Schlüttli mit konventioneller Stofffarbe aus der Drogerie gefärbt. Das rosa-pink gestreifte Schlüttli war nach dem Überfärben mit dunkelblau lila-dunkelblau gestreift – die hohen Rotanteile im Pink haben also in Kombination mit blau lila ergeben. Eure Kenntnisse zum Farbenmischen aus dem Kunstunterricht solltet ihr beim Überfärben also immer im Hinterkopf haben, damit ihr keine allzu großen Überraschungen überlebt. Grundsätzlich ist es beim Überfärben sinnvoll, wenn ihr farbige Sachen mit dunkleren, harmonierenden Tönen färbt.

Bei meinen Versuchen mit Walnuss auf farbigen Wollsachen habe ich schöne intensive Ergebnisse erzielen können. Besonders die türkisblaue Hose, die nach dem Färben einen tiefgrünen-bräunlichen Ton erzielt hat, ist hier ein absolutes Lieblingsstück zum Räubern, weil bei diesem Farbton Schmutz überhaupt nicht auffällt :D.  Diese Hose war deshalb in jedem Urlaub (fern von Waschmaschinen) dabei und es ist echt schade, dass das Kind nun leider doch herauswächst…

Mit grünen Walnussschalen überfärbte Wollsachen
Unten Orginal – oben nach dem Überfärben mit grünen Walnusschalen

Nicht besonders glücklich war ich übrigens bei dem Versuch einen hellblauen Body aus Baumwolle, Wolle und Seide mit Walnuss zu überfärben (ganz oben im ersten Bild). Durch den hohen Baumwollanteil (45%) war die Färbung generell nicht sehr intensiv und die Farbe war auch merkwürdig scheckig und der Body sah danach einfach irgendwie schmutzig aus.

Haltbarkeit von Naturfarben

Die von mir mit Avocado und Walnuss gefärbten Sachen sind jetzt ein bis zwei Jahre bei uns in Benutzung, werden regelmäßig angezogen, bekleckert und immer wieder gewaschen. Beim Waschen von Wollsachen bin ich nicht zimperlich: wollseidene Sachen werden einfach in die Waschmaschine gesteckt und bei 30 Grad und 400 Schleuderumdrehungen gewaschen (Handwäsche gibt es bei mir nur im Urlaub!).  Auf die Haltbarkeit der Farbe hatte das bislang keine Auswirkung, sowohl die altrosa als auch die braun gefärbten Wollsachen haben über diesen langen Zeitraum nicht an Farbbrillanz verloren. Ganz anders war das übrigens bei reinen Baumwollsachen, die ich auch mit Avocado und Walnuss gefärbt habe und bei dem oben beschriebenen Body aus Baumwolle, Wolle und Seide. Hier hat die Farbintensität nach einigen Wäschen schon mehr nachgelassen und die Sachen (die die Farbe von vornherein weniger intensiv angenommen haben als die Wollsachen), wurden immer blasser.

Lieblingsstück
Die mit Walnuss überfärbte Hose ist ein absolutes Lieblingsstück, dementsprechend mussten auf die inzwischen löchrigen Knie noch Knieflicken aufgenäht werden

Als Fazit würde ich sagen, dass ich es nie bereut habe, Wollsachen überfärbt zu haben, denn eingelaufen ist mir nie etwas. Generell spielen beim Färben mit Naturmaterialien so viele Faktoren eine Rolle, dass das Ergbebnis nie so wirklich vorhersehbar sein kann, aber ich lass mich auch gerne mal überraschen. Und gerade die erdigen Töne, die mit grünen Walnussschalen gefärbt erzielt werden können, mag ich sehr :).

Wie sind denn eure Erfahrungen beim Färben mit Naturmaterialien? Habt ihr auch noch andere Färbepflanzen ausprobiert? Habt ihr vielleicht noch ein paar Tipps zum Färben mit Pflanzenfarben parat? Ich freue mich über eure Kommentare! 

Liebe Grüße
Anne

 

Kommentare (1)
  • Maren
    Großartig das werde ich versuchen und habe heute auf dem Spaziergang mit den Kids direkt Walnussschalen gesammelt. Ich frage mich ob sich alle Pflanzen mit hohem Gerbstoffgehalt eignen? Also auch Eiche und Heidelbeeren? Oder hat die Walnuss noch eine andere wichtige Eigenschaft, die das Färben begünstigt?

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.